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  [record reviews: barracuda mini-lp]



Motorpsycho - Barracuda

Review of Barracuda taken from the
German e-zine
BLOOM, 2001-03-09.
German. Found at the bloom-site.


  Motorpsycho - «Barracuda» - cover - front

Wenn eine Band im Studio Songs einspielt, dann kann es manchmal vorkommen, dass einige der Songs aus dem Ruder laufen und plötzlich so ganz anders klingen als das eigentlich geplante Material. Den meisten Musikern rät man dann, die "aus dem Ruder gelaufenen" Tracks ganz schnell zu eliminieren und Niemandem jemals davon auch nur ein Sterbenswörtchen zu berichten. So etwas nennt man "Musikmarketing".

Anders bei den Trondheimern Kult-IndieRockern von Motorpsycho. Da wird aus diesem "Abfall" ganz schnell auch mal ein eigenes und qualitativ unglaublich hochwertiges eigenes Album als Sammlerobjekt für die Wartezeit bis zum nächsten, dann wieder "regulären" Album. Sowas nennt man zurecht "Indiemarketing". Man weiß, für Wen man auch diese Tracks veröffentlicht. Für den treuen Fan, der jede Seite seiner Götter kennenlernen will. Und Launen des Künstlers mitlebt.

Sieben Songs sind es geworden. Sieben Mal ein komplett neues und ungewohntes Bild einer Band, die eigentlich mit poppig-sperrigen Gitarren jongliert, und auch schon aufgrund ihrer nordisch- nachdenklichen Art mit Sicherheit keinen straighten Klischeerock abliefert. Gerade deswegen also sieben kleine Meisterwerke genau dort, wo sie wirklich niemand erwartet. So spannend darf Musik auch im Jahre 2001 zwischen allen Retortenproduktionen der Majors noch sein ...

Wahrscheinlich ziert genau deshalb das Cover vom Minialbum Barracuda ein Layout, wie es in den dicksten Krautrock-Seventies nicht hässlicher und primitiver hätte sein können. Minimalismus und Sparsamkeit als inhaltliche Verweigerung. Auch wieder Indie. Und damit entschuldigt.

Was bleibt also? Ganz klar: Die Gewissheit, dass im CD-Regal im heimischen Wohnzimmer mit Barracuda genau DAS steht, was man sich dort wünscht und dafür ja auch bezahlt: Wertvolle kleine Experimente, die man immer mal wieder hören kann und dabei mit jedem Ton begreift: Hier ist alles Möglich. Und nichts vorprogrammiert. Auch mal wieder wichtig. Oder...?

Stefan Roos